Mann und Frau im Bilde Gottes

Die Frauen seien ihren eigenen Männern untertan, als dem Herrn; denn der Mann ist des Weibes Haupt, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist; er ist des Leibes Retter. Wie nun die Gemeinde Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren eigenen Männern in allem. Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf dass er sie heilige, nachdem er sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort; damit er sich selbst die Gemeinde herrlich darstelle, so dass sie weder Flecken noch Runzel noch etwas ähnliches habe, sondern heilig sei und tadellos.

Ebenso sind die Männer schuldig, ihre eigenen Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber; wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie der Herr die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein. «Um deswillen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein.» Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde. Doch auch ihr, einer wie der andere, liebe seine Frau wie sich selbst; die Frau aber fürchte den Mann!

Es gibt Texte in der Bibel über die Predigen wir gerne gekonnt hinweg. Sie scheinen uns Anstößig und bereiten uns Unbehagen. Vielleicht wurden auch schon so manche Predigt darüber gehalten, die zu Unruhen geführt haben.

Aber sollen wir nun deshalb schweigen und diese Texte einfach ignorieren? Was ist das große Ziel in der Bibel? Was ist der Rote-Faden? Wie haben wir Gottes Gebote zu verstehen? Gibt es geringere Gebote die wir nicht beachten müssen und andere die wichtiger sind?

Der Rote-Faden in der Bibel ist der Erlösungsweg: Die Bibel zeigt auf wie wir erlöst werden, welche Rolle dabei Jesus spielt und wie wir die Sünde überwinden können.

Das große Ziel der Bibel ist uns gleichförmig mit Christus zu machen. Nachdem Jesus vom Tode auferstanden ist sagte er zu Maria, in Johannes 20:17:

[…] Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.

Jesus nennt uns hier seine Brüder und Kinder Gottes (vor der Auferstehung hat Johannes Jesus noch als den einzigen vom Vater gezeugten genannt, am Ende des Johannesbriefes hat er uns alle miteinbezogen).

Wenn wir also Kinder Gottes und Geschwister Jesu sind, möchte Gott doch auch dass wir seinem Sohne nacheifern und uns durch den Heiligen Geist in seinen Erstgeborenen verwandeln lassen. Somit hilft uns die Schrift zu erkennen wie Jesus gewandelt ist, und wie Gott möchte dass wir wandeln.

Wir wissen auch, dass Gott liebe ist, somit dient uns alles in Gottes Wort zum besten, auch ein Gebot wie:

Die Frauen seien ihren eigenen Männern untertan“ oder „Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat

Interessanterweise verweilt hier Paulus länger bei den Männern als bei den Frauen, wo er doch eine scheinbare Leichtigkeit hier verlangt und die große Bürde, welcher der Frau auferlegt wird, wird fast nur beiläufig erwähnt. Was hat es nun mit diesen Geboten auf sich und warum können uns hier sehr wohl gewinnbringende und erfüllende/freimachende Gebote Gottes offenbart werden? Warum ist es Gott wichtig, dass sich die Frau unterordnet?, oder sagen wir ihrem Mann Respekt erweist.

Bedürfnisse bei Jungs und Mädchen

Jeder der sich an seine Jugend erinnert, oder heranwachsende Jungs beobachtet wird eines feststellen können. Jungs ist es äußerst wichtig sich zu behaupten. Bei Ihresgleichen Anerkennung zu erhalten und Bewunderung vom anderen Geschlecht zu erhaschen. Das kann durchaus lustige bis gefährliche Ausmaße annehmen, was zu Überschätzung und Gefährdung Dritter führen kann. Auch geht das angestrebte manchmal nach hinten los und der jugendliche erfährt nicht die erhoffte Bewunderung beim anderen Geschlecht, sondern lediglich Gelächter. Kann sich ein Junge nicht in der Welt behaupten, zieht er sich zurück, entwickelt eine Phantasiewelt, flüchtet sich später in Alkohol, Glücksspiel und sonstige Abwege.

Darum sind Jungs auch besonders gefährdet einer Fehlentwicklung zu erliegen, wenn sie ohne Vater groß werden. Der Vater kann dem Jungen etwas vermitteln wozu die Mütter gewöhnlich nicht fähig sind. Mütter wollen beschützen, verwöhnen, auch mal kommandieren, nörgeln und zurechtweisen. Väter sind da manchmal gelassener, gewähren dem Sohn mehr Freiraum, fordern und fördern ihn, ermutigen ihn, tragen zu seiner Selbstständigkeit bei. Bekommt das ein Junge nicht, entwickelt er Gewohnheiten in denen er sich diese Anerkennen über andere Wege versucht zu verschaffen.

Ein Mädchen ist hier in ihrer Entwicklung anders. Sie liebt schöne Dinge, sie möchte selbst schön sein, sie möchte geliebt werden und sich geborgen fühlen. Um dieses Geliebtsein zu erhalten ist ein Mädchen bereit erstaunlich viel auf sich zu nehmen. Hier ist ihr Wille und ihr Durchhaltevermögen oft viel höher als der eines Jungen. Vielleicht liegt hier auch ein Grund, warum Mädchen oft in der Schule strebsamer sind als Jungs. Sie wissen, wenn sie gut sind bekommen sie Zuneigung und Aufmerksamkeit. Erstaunlich schnell kann sich das auch ändern, wenn ein Mädchen im Laufe ihrer Schulzeit diese Zuneigung von einem Jungen bekommt.

Die Haupttriebkraft eines Mädchen ist vielleicht die, geliebt zu sein. Bekommt das eine Mädchen nicht und wächst heran kann sie kein gesundes Selbst entwickeln und wird immer wieder versuchen irgendwie doch geliebt zu werden. Haben wir uns nie gefragt, warum eine Frau bereit ist sogar ihren Körper zu verkaufen? Es gibt auch Jungs die dies tun, aber der Beweggrund „Liebe zu erhalten“ ist bei Frauen sicher um einiges höher.

Wir sehen hier also zwei Grundbedürfnisse zweier Geschlechter die sehr verschieden sind.

Erfüllung in der Ehe

Gott hat uns nun eine Institution geschenkt in der beide Geschlechter ihr Grundbedürfnis gestillt bekommen könnten und das idealerweise ohne dass sie eine Leistung dafür erbringen müssen. Die Ehe ist der perfekte Ort für die Frau geliebt und für den Mann geachtet zu werden. Nichts ist so intim und vertraut wie die Ehe, hier können wir ganz uns selbst sein, Kraft tanken, Motivation und Lebensfreude entwickeln. Der Aspekt, dass wir keine Leistung erbringen müssen um unser Bedürfnis gestillt zu bekommen ist ein sehr wichtiger. Nur so wird garantiert, dass wir uns gesund entwickeln können. Wenn Ehemänner in der Ehe keine Achtung erhalten und sich von ihren Frauen nicht respektiert fühlen, werden ihre Gefühle schlussendlich erkalten. Sie werden sich zurückziehen, sich weniger am Eheleben beteiligen, Entscheidungen immer mehr ihren Frauen überlassen. Eine andere Kategorie von Männern verhärten ihre Herzen immer mehr und meinen sie müssen ihren Frauen Respekt beibringen, in dem sie ihnen jegliches Gefühl vorenthalten und sie schlecht behandeln.

Ähnlich wird es sein, wenn Frauen nicht spüren, dass sie geliebt werden. Sie fangen an ihre eigenen Wege zu gehen, nehmen weniger Rücksicht auf ihre Männer, werden vielleicht sogar garstig und verächtlich.

Hier kann sehr schnell ein Teufelskreis entstehen, wo es Ehepartnern immer schwerer fällt wieder heraus zu kommen. Der Mann zieht sich mehr und mehr zurück, die Frau fühlt sich immer weniger geliebt und reagiert immer respektloser. Haben beide eine impulsive Persönlichkeit, macht es das nicht besser, hier wird der Mann auch seine Liebe entziehen, allerdings zieht er sich nicht zurück, sondern versucht seine Frau in den Griff zu bekommen, in dem er sie kaltherzig und barsch behandelt.

In christlichen Heimen kann hier ganz besonders ein ungutes Klima entstehen, was jedoch nach Außen schön kaschiert werden kann. Männer haben hier vielleicht in ihrem Hinterkopf das Gebot sie sollen ihre Frauen lieben und sie gut behandeln. Das Gebot der Liebe ist hierbei viel präsenter, weil wir in unseren Gemeinden viel über die Liebe Gottes zu uns nachsinnen und die Erfüllung der Gebote darin sehen, dass wir Gott und unseren Nächsten lieben sollen. Dieses Nachsinnen ist natürlich eine wichtige Sache und wir sollten es vielleicht auch noch weiter intensivieren. Das Gebot wird Männern davon abhalten ihre Frauen schlecht zu behandeln, dadurch dass ihr eigenes Bedürfnis jedoch nicht gestillt wird, kommen sie in eine Situation in der sie auf Dauer immer gelähmter sein werden. Vielleicht bekommt es der Mann hin seine Frau „gut“ zu behandeln, in dem er nett zu ihr ist, hilfsbereit bleibt, Geduld zeigt und an ihrer Seite bleibt. Und dennoch passiert etwas mit diesem Mann. In manchen Fällt wird dies sogar in seiner Haltung sichtbar werden, leicht gebückt sieht man ihn dann stehen, schweigend und nicht sehr entscheidungsfreudig sein. Vielleicht hören wir von seiner Frau sogar noch sagen: „Heute gibt es ja keine richtigen Männer mehr, deshalb müssen wir Frauen ran…“

Und andersrum kann auch die Frau das Missverhältnis gut nach Außen hin verstecken. Schließlich lebt sie weiter bei ihrem Mann, schmeißt vielleicht auch den Haushalt, bringt ihr eigenes Geld in die Heimkasse und kümmert sich um die Kinder. Eigentlich übernimmt sie in der Familie die Rolle des Mannes und der Frau, aber das fällt ja in unserer Gesellschaft nicht weiter negativ auf. Nein, sie ist dann halt eine Powerfrau.

Traurig dabei ist nur, dass Beide keine Erfüllung finden, für die Gemeinde ist alles okay, aber in ihrem Innern erkalten sie immer mehr in ihren Gefühlen zueinander. Die Kinder sind hier leider die Leidtragenden, denn sie bekommen das alles hautnah mit. Sie können in jungen Jahren vielleicht vieles noch nicht begreifen und in Worte fassen, aber sie spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist und in späteren Jahren werden sie vielleicht dann ausreißen, weil sie sagen werden sie machen dieses Schauspiel nicht mehr mit. Dass sie dann auch kein gutes Bild von der Gemeinde haben ist nicht verwunderlich, wo doch wöchentlich von Liebe gepredigt wird.

Wie kann es anders werden?

Wir sollten beachten, dass die Gebote und Anweisungen in erster Linie an Gläubige gerichtet sind, auch diese hier. Wir sind als Volk Gottes zu etwas Höherem berufen, Gott möchte dass wir wieder in sein Bild verwandelt werden. Mit diesem Verständnis sollten wir an diese Texte herangehen, also hat Gott für Mann und Frau unterschiedliche Anweisungen die ihnen dabei helfen sollen, Gott wieder näher zu kommen.

A. W. Tozer sagte mal: Wir haben die Macht zu sündigen aber nicht das recht dazu. Er führt das dann noch etwas aus und sagt: Wir haben die Macht zu lügen aber nicht das Recht dazu, wir haben die Macht jemanden zu töten aber nicht das Recht dazu, usw. (vgl. A.W. Tozer, Muss man Gott fürchten?, S. 11)

Dieser Ansatz lässt sich auch auf diesen Epheser- Abschnitt anwenden. Zuerst einmal muss festgehalten werden, dass kein Mann das Recht hat bei seiner Frau Respekt einzufordern. Auch hat keine Frau das Recht dazu bei ihrem Mann Liebe einzufordern.

Umgekehrt ist es jedoch auch so, dass ein Mann zwar die Macht hat seine Frau nicht zu lieben, aber er hat nicht das Recht dazu. Die Bibel drückt das hier ganz klar aus: Ihr Männer, liebet euere Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt hat […]. Hier werden keine Bedingungen geschildert unter welchen der Mann seine Frau lieben soll, oder er nicht an dieses Gebot gebunden ist. Und auch für die Frau gilt: Sie hat die Macht ihren Mann nicht zu achten, aber sie hat nicht das Recht dazu. Denn auch hier ist die Bibel klar und lässt keine Schlupflöcher zu. Die Bibel sagt nicht, wenn dein Mann ein gewisses Maß an „Männlichkeit“ mit sich bringt, oder wenn er dich so liebt wie du es dir wünschst, oder dir täglich Blumen bringt … dann muss du in achten. Nein sie schreibt dieses Gebot bedingungslos.

Wir sollten uns von der Vorstellung frei machen, dass es hier darum geht wer das sagen hat, oder um Unterwürfigkeit. In den oberen Beispielen wurden unter andrem diese Frauen ausgelassen, die sich ihren Männern in einer ungesunden weise hingeben, soweit, dass sie sich sogar schlagen lassen und aus Angst alles für ihren Mann tun. Das gibt es auch und ist eine furchtbare Sache.

Nein Paulus meint das hier nicht in diesem Sinne. Vielleicht hilft es uns, wenn wir an den Text wie folgend heraus gehen: Frauen ihr habt zwar die Macht eure Männer nicht zu respektieren, aber um Jesu Willen und um Ihm ähnlicher zu werden verzichtet auf diese Macht und ordnet euch euren Männern unter.

Männer ihr habt die Macht, euren Frauen nicht zu lieben, aber um Jesu Willen und um Ihm ähnlicher zu werden, gebt euer Leben hin und liebt eure Frauen.

In 1. Mose 1, 26 und 27 heißt es:

26 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht!

27 Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.

Wir sehen hier, dass wir nur gemeinsam, als Mann und als Frau Gottes Bild widerspiegeln, nicht getrennt voneinander. Vielleicht spricht deshalb die Bibel auch davon, dass wir ein Fleisch sind. Wir sollen uns ergänzen, für einander da sein und dem anderen in seinem Wachstum unterstützen.

Wenn wir das begreifen und erkennen, dass Gott hier nur das Beste für uns möchte, werden wir wahre Wunder erleben in unseren Ehen und Familien.

Weiterführendes:

Ehe: eine Predigt (nicht nur) für Männer (youtube)

Ehe: eine Predigt (nicht nur) für Frauen (youtube)

Liebe & Respekt – Emerson Eggerichs (Buch)